Und los gehts. Der erste Tag begann mit einem kleinen Frühstück, gefolgt von der ersten Trainingseinheit – Kata Kanku Sho bei Risto Kiiskilä. Kanku Sho ist eine vielschichtige Kata mit vielen Details. Entsprechend hat sich Risto einige rausgesucht, die intensiv trainiert wurden. Natürlich durften auch dieses Mal die typischen Risto-Sprüche nicht fehlen.
Warum machen wir das so? Weil wir Shotokan machen!
Risto Kiiskilä
Nach der ersten Pause ging es weiter bei Sensei Okuma Koichiro. Es ging im Wesentlichen darum, nach einem Konter schnell wieder angriffsbereit zu sein um effektiv kontern zu können. Die Trainingseinheit hat Okuma Sensei fast genauso bereits einmal beim CZ Gasskuku gegeben. Und das war super, weil ich mich heute nicht mehr so sehr auf die Übungen als solche konzentrieren musste – die kannte ich ja schon – und stattdessen größeren Fokus auf das jeweilige „Gefühl“ dabei legen konnte.
Der letzte Trainer für den heutigen Tag war Julian Chees. Julian kenne ich nun schon eine ganze Weile – und er mich. Entsprechend freut er sich immer wenn er Nicola und mich sieht. Heute hat er sich so sehr gefreut, dass er alle Übungen an uns beiden demonstriert hat, bzw. uns hat demonstrieren lassen. 🙂 Das Training war das mit Abstand fordernste des heutigen Tages und hat irre viel Spaß gemacht. Die Kombis kann ich später sicher gut in unser Training einbauen.
Nach dem Training ging es noch kurz zum shoppen und dann direkt zum Stützpunkt-Vergleichskampf. Das war recht unterhaltsam. Da waren ein paar sehr schöne Kämpfe dabei. Was mir aber wieder extrem aufgefallen ist, dass kaum jemand VOR Wendungen noch eine Blickwendung macht. Das finde ich geradezu verstörend. Man stelle sich das mal im echten Leben vor: Nachdem man einen Gegner erledigt hat, greift ein zweiter von hinten an und man schaut nicht mal hin. Naja, das ist nur meine ganz eigene bescheidene Meinung ;). Tatsächlich habe ich heute aber auch mehr die Kampfrichter beobachtet – schließlich findet im Oktober unser eigenes Turnier statt.
In der Mittagspause habe ich mir dann endlich das Buch über Kanazawa gegönnt, dass ich dem Schlatt schon 2018 in Tamm abkaufen wollte. Den Übersetzer Dr. Wolfgang Herbert durfte ich 2019 in Japan kennenlernen. Entsprechend bin ich schon sehr gespannt.
Morgen ist schon der zweite Tag. Da ich jetzt noch recht frisch bin und der Mittwoch mit seinen üblichen nur zwei Trainigseinheiten wohl recht erholsam werden wird, ist der morgige Tag geradezu prädestiniert dafür, mein „POWERTAG“ zu werden. Es gilt also 6 Trainingseinheiten – gut 8,5 Stunden – zu absolvieren. Mal sehen das klappt.
Oss und bis morgen.
Alle Posts zum DJKB-Gasshuku 2022 in Meppen findest Du in chronologischer Reihenfolge unter #Gasshuku2022.
Trainingsnotizen
Erste Einheit: Kata Kanku Sho bei Risto Kiiskilä
- „Der Ellenbogen gehört an die Hüfte“
- Kaki-Koko-Uke: linke Hand Auf dem Handgelenk
- Morote-Uke und Morote-Zuki BEIM Suri-Ashi
- Erster Sprung: „Wendung“ (ZD) dann die Hüfte benutzen
- Zweiter Sprung: Kopf bleibt am Platz
Zweite Einheit: Sabaki für Kumite bei Okuma Koichiro
- Taikyoku Shodan – Block mit Sabaki
- Aus Shizentai: direkt Kizami-Zuki + Gyaku-Zuki zur Seite (li. und re.)
- Partnerübung:
- P1: Kizami-Zuki + Gyaku-Zuki
- P2: Nagashi-Uke + Gedan-Uke (gleicher Arm) mit Sabaki
- P2: Kizami-Zuki + Gyaku-Zuki
- P1: Nagashi-Uke + Gedan-Uke
- Go – No – Sen:
- Zurück: Block – Gewicht bei Sabaki nicht zu sehr nach hinten gehen (zu großer Impuls), um schnell zum Konter wieder vorgehen zu können.
- Vor: Konter Kizami-Zuki – vorderer Fuß steppt NICHT – nur einbeugen und direkt mit hinterem Fuß und Gyaku-Zuki-Sabaki fortsetzen.
Dritte Einheit: Kombinationen bei Julian Chees
- Kombi 1:
- Aus JK hinteren Fuß ransetzen + Kizami-Zuki
- Im Stand hinteren Fuß wieder zurück setzen + Gyaku-Zuki
- Aus JK hinteren Fuß ransetzen + Kizami-Zuki
- Vorderen Fuß nach vorn setzen (Suri-Ashi) mit Gyaku-Zuki
- Aus JK hinteren Fuß ransetzen + Kizami-Zuki
- Schritt vor mit Oi-Zuki
- Lockern
- Vor mit Suri-Ashi und Kizami-Zuki
- Kiri-kaeshi mit Kizami-Zuki + Gyaku-Zuki
- Kombi 2 (alles in Jiju-Kamae, auch mit Partner):
- Vor mit Mae-Geri
- Vor mit Yoko-Geri keage
- Vor mit Yoko-Geri kekomi
- Vor mit Mawashi-Geri
- Vor mit Ushiro-Geri + Uraken + Gyaku-Zuki
- Kiri-kaeshi mit Uraken + Gyaku-Zuki (mit Zurückziehen)
- Sanbon-Kumite:
- Angriffe: Jodan Zuki + Chudan Zuki + Mae-Geri
- Verteidigung: Age-Uke + Soto-Uke + Sabaki mit Gedan-Barai + Konter (erste Runde mit Zuki, zweite Runde mit Keri)
- Angriffe (direkt nach der ersten Serie): Jodan-Zuki + Chudan-Zuki + Mawashi-Geri
- Verteidigung: Age-Uke + Soto-Uke + Sabaki mit Gedan-Barai oder Uchi-Uke + Konter (erste Runde mit Zuki, zweite Runde mit Keri)
Hallo,
ich lese deinen Blog sehr gerne und wollte kurz meinen Senf zu folgender Stelle abgeben:
„Was mir aber wieder extrem aufgefallen ist, dass kaum jemand VOR Wendungen noch eine Blickwendung macht. Das finde ich geradezu verstörend. Man stelle sich das mal im echten Leben vor: Nachdem man einen Gegner erledigt hat, greift ein zweiter von hinten an und man schaut nicht mal hin.“
Wendungen in Katas sind nicht dazu da das von hinter ein anderer Gegner angreift. Dieser Mythos wurde bereits mehrfach widerlegt (historisch und praktisch). Wendungen sind entweder Takedowns, Würfe oder Übergänge zu nächsten Katasequenz.
Liebe Grüße
Hallo Sebastian,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich sehr, dass Du mein Blog gerne ließt.
Die Kata ist viel mehr, als die Aneinanderreihung von Techniken oder Sequenzen – das hast Du ja implizit selbst auch gesagt. Insbesondere in den Übergängen steckt sehr viel drin, was man im Kihon so nicht trainiert. Ich habe schon lange vor, mal einen Post zum Thema „Vielschichtige Bedeutung der Kata“ zu schreiben – aber das Thema ist natürlich umfangreich und … naja die liebe Zeit ;).
Aber ganz unabhängig davon, was da alles drinsteckt ist die Kata auch eine Übungs- und Trainingsform. Ich selbst nutze sie teils (unter anderem) für das schlichte Techniktraining. Das bedeutet, dass die Bewegungen wieder und wieder ausgeführt werden. Das wird gemacht, um sie derart zu verinnerlichen, dass sie im Notfall ohne nachzudenken abgerufen werden können.
Es kommt mich falsch vor, dass man Leuten beibringt, dass eine Wendung mit der Blickwendung beginnt, weil man die neue Situation erkennen und bewerten muss, das das dann aber von einigen in der Kata explizit nicht gemacht wird. Das bedeutet, dass diese Karateka ein Bewegungsmuster trainieren, dass sie im Notfall blind in eine Situation laufen lässt. Selbst wenn man annimmt, dass Wendungen in Katas nur genau die von Dir genannten Bedeutungen haben kann das nicht richtig sein.
Ich habe bereits mehrere Trainer auf Lehrgängen und Trainingslagern darauf angesprochen und die einzige schlüssige Begründung, die ich erhalten habe war, dass es ästetischer aussähe, wenn man den Kopf zusammen mit dem Körper wendet und dass man deshalb damit im Turnier besser abschneidet. Das hat dann meiner Meinung nach aber nix mehr mit einer Kampfkunst zu tun, sondern ist reiner Turniersport.
Vielleicht haben wir ja irgendwann mal das Vergnügen, dieses Thema im persönlichen Gespräch weiter zu beleuchten.
Viele Grüße,
Stefan