Vor gut eineinhalb Jahren haben Nicola und ich begonnen, eine zweite Kampfkunst zu trainieren. Iaido, die Kunst des Schwertziehens, hat sich inzwischen als sehr gute Ergänzung zum Karate erwiesen. Viele grundlegende Prinzipien sind gleich, es gibt aber viele weitere, die dem Vorhandensein einer langen, potentiell scharfen Klinge geschuldet sein mögen und manche Bewegungs- und Verhaltensformen im Karate auch im historischen Kontext tatsächich besser verständlich machen. Das Training macht uns viel Spaß und die Iaido-Gruppe vom Dresd’ner Budoclub ist wicklich großartig.
Nachdem wir neben dem wöchtentlichen Training bereits einige Lehrgänge besucht hatten, fand nun heute der erste Lehrgang der Dresd’ner Iaido-Gruppe statt. Da es im Vorfeld recht schwierig war, einen guten Termin zu finden, haben wir entschieden, einen Tag des diesjährigen CZ Gasshukus zu opfern und den Tag dafür bei Sensei Tomas Kyncl (6. Dan aus Tschechien) Iaido zu trainieren.
Das war durchaus keine leichte Entscheidung und unsere Karatefreunde werden berechtigterweise einwenden, dass wir selbstverständlich in den ersten drei Trainingseinheiten des CZ Gasshukus etwas verpasst haben. Aber uns bleiben ja die restlichen 3,5 Tage ;).
Der Tag in Dresden hat sich für uns auf jeden Fall sehr gelohnt. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich von den bisherigen Iaido-Lehrgängen bei diesem am meisten gelernt habe.
Sensei Tomas ist eine interessante Person. Er hat bis zum ersten Dan Shotokan-Karate bei Nishiyama-Sensei trainiert und sich dann zum Iaido und Kendo umorientiert. Viele Prinzipien des Karate sind ihm entsprechend bekannt und das merkt man. Das Training hat sich zwar selbstverständlich an die Budo-Etikette gehalten, war aber auch sehr locker und teilweise amüsant. Da die Gruppe aus nur 18 Teilnehmern bestand hatte er viel Zeit, jedem einzelnen Fehler aufzuzeigen und Verbesserungshinweise zu geben. Sehr schön!
Sensei Tomas hat viele Fragen beantwortet und das vor allem sehr logisch und nachvollziehbar. So habe ich beispielsweise gefragt, warum man bei der Kata Ushiro keine Blickwendung machen soll. Seine Antwort war das man IMMER eine Blickwendung machen muss, weil man sonst ja ggf. in einen Angriff hinein läuft (am Rande – das ist schon seit Jahren meine große Kritik an den Turnierkatas im Karate – zu einer Wendung gehört immer eine Blickwendung – BASTA!) und im Falle der Ushiro die ganze Situation viel komplexer sei (siehe Trainingsnotizen).
Und dann gab es die ganz große Budo-Erkenntniss … In einer wohl nicht ganz ernst gemeinten Ansprache wurde gesagt, es gäbe im Iaido genau drei Töne:
- zsuut
- tong
- szittt
Tatsächlich hört man diese Geräusche quasi ständig bei den Erklärungen … und jetzt kommt es … zsuut und tong gibt es auch im Karate. Insbesondere Sensei Naka und Sensei Okuma benutzen diese bei jeder zweiten Erläuterung. Ich denke, ich bin da einer ganz großen Sache auf der Spur …
Zusammenfassend war das ein großartiger Tag, an dem ich viel gelernt habe und auch wenn wir dafür den ersten Trainingstag vom CZ Gasshuku verpasst haben war es das ganz sicher wert.
Trainingsnotizen
- Mae
- Ausholen zum zweiten Schnitt: Klinge bis zum Kopf waagerecht, dann auf dem letzten Stück senkrecht drehen
- zweiter Schnitt: Mo-No-Uchi knapp unterhalb der Waagerechten
- Chiburi = Zanshin
- Gegner im Fokus
- Ausholen – bereit für Schnitt
- Tsuga zum Kopf: Tsuga bereit zum Schlagen
- Uke Nagashi
- Block:
- stärkste Stelle über dem Kopf
- Mo-No-Uchi schräg nach hinten (Ellenbogen des ausgestreckten linken Arms)
- Schnitt ansetzen (Hals) und im Schneiden gerade zurückgehen
- Block:
- So-Giri
- erster Schnitt: hinterer Fuß bewegt sich NICHT
- Wagerechter Schnitt
- nur bis durch den Gegner
- aktiver Schnittbereich genau im Bereich des gegnerischen Körpers
- Nuki-Uchi
- erster Schnitt: hinterer Fuß bewegt sich NICHT
- Sonstiges
- Okuri Ashi
- Hinteres Bein startet die Bewegung
- Körper bleibt gerade
- Schwerpunkt bleibt in der Mitte
- Knie des hinteren Beins zeigt natürlich nach vorn
- Bei Richtungswechsel zuerst den hinteren Fuß drehen damit das Knie in die richtige Richtung zeigt
- Hinteres Bein aktiv ranziehen
- Nami Ashi (normaler Schritt)
- Hinteres Bein drückt
- Vorderes Bein zieht (Fuß krallt in den Boden)
- Letzter Teil: Okuri Ashi
- „normale“ Stellung
- schulterbreit
- etwa eine Schwertlänge lang (fast wie Zenkutsu-Dachi)
- Okuri Ashi